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Hart verdient

Hart verdient
Text: Iris Kürschner | Datum: 15.04.2017
Hart verdient
Rotbrätthorn / BE

km

1810 hm  1810 hm

10:30 h

t5
Am Rotbrättgrat bissen sie sich die Zähne aus – die Alpenpioniere auf der Suche nach den abenteuerlichsten Routen auf die Jungfrau. Gleich zwei Mal scheiterte der Berner Geologe Edmund von Fellenberg, just in dem Jahr, als er den Schweizer Alpenclub mitbegründete. Das war 1863. Die Schmach blieb als «Fellenbergflieli» hängen. Die auskragende Wandstufe wurde erst 24 Jahre später gemeistert. Flammend rot leuchtet sie in der letzten Abendsonne vom vis-à-vis liegenden Sporn, dem Rotbrätthoren. Flammend rot erhitzt sich das Gesicht aber auch, wenn man die Route über die Silberhornhütte in der Scharte dazwischen an einem Tag absolvieren will. Da ist es doch allemal besser, einen gluschtigen Rotwein (Getränke gäbe es auch auf der Hütte, aber man weiss ja nie, was) und ein Fondue mit in den Rucksack zu packen und oben zu übernachten. Hier steht eine Hütte wie zu Pioniertagen: unbewartet, spektakulär gelegen, mit ungewöhnlichen Perspektiven auf Eiger, Mönch und die zerrissenen Gletscher der Jungfrau. Ganz zu schweigen von den Tiefblicken ins Lauterbrunnental, zur Kleinen Scheidegg, zur Station Eigergletscher. Der anspruchsvolle Zustieg mit Klettersteigeinlagen hält das Gros der Wanderer fern. Na dann: ein Santé auf die Jungfrauregion!
Toureninfo

T5. Bis P. 2019 «Bim Chalten Brunnen» T2. Dann weiss-blau-weiss markierte alpine Wanderroute, heikle Abschnitte sind mit Ketten und Tritten entschärft. Die Route ist dennoch heftig ausgesetzt. Bei Nässe sollte man eine Begehung sein lassen. Vor allem die glatten Abschüsse der Strählplatti können sich dann in eine lebensgefährliche Rutschbahn verwandeln.

An der Route gibt es nur im untersten Teil eine Einkehrmöglichkeit: im Restaurant Stechelberg am Ausgangspunkt. Wer mit dem Auto anreist, kann sich die Parkgebühr mit der Konsumation verrechnen lassen. Ausserdem im Berggasthaus Trachsellauenen.
Silberhornhütte, 2663 m, unbewartet, 12 Schlafplätze, Ofen, Küche, Hüttenwart Bernhard Seiler Tel. 079 656 16 04, sac-lauterbrunnen.ch/silberhornhuette.html

www.stechelberg.ch

Haltestelle Stechelberg – am Ostufer der Weissen Lütschine talein – vor dem Staldenbach links in den Hüttenweg zur Rottalhütte – in Serpentinen steil bis an den Fuss eines Felsbandes – über den Bach und unter der Staldenflue entlang – vor der Hütte von Altläger bei P. 1580 links – über den Schafbach zur Madfura – unterhalb der Bäreflue bei P. 2019 mit Quelle «Bim Chalten Brunnen» wechselt man vom Hüttenweg der Rottalhütte nach links in den Hüttenweg zur Silberhornhütte – über zwei von der Silberlouwena herunterkommende Bäche – unter senkrechten, rötlichem Wandfluchten Querung nach links zu einem Absatz – durch eine Steilrinne (Ketten, Tritte) zur Wart (2113 m) – jenseits des Kessels über eine blank geschliffene Bachrinne, dann über Gras- und Schutthänge zur Strählplatti – quer über die Plattenschüsse hinauf (Achtung: bei Kälte kann das Schmelzwasser, das oft in Rinnsälen über die Platten fliesst, gefroren sein) – einer Wandstufe entlang bis in Falllinie der Hütte und über eine senkrechte Eisenleiter hinauf und zur Silberhornhütte – links den Markierungen nach in wenigen Minuten auf den Spitz des Rotbrätthoren (2720 m, man könnte auch noch weiter zum Schwarzmönch, doch der liegt tiefer, dafür direkter über dem Lauterbrunnental).

VARIANTEN

Variante 1: Vielleicht ein schönerer Einstieg: gemütlich bis Trachsellauenen wandern, einen Kaffee, ein Stück Kuchen geniessen – die Weisse Lütschine überqueren und links – im Zickzack an der Schlucht des Rottalbaches hinauf – über Hängebrücke und weiter auf markiertem Wanderweg bis zum Abzweig «Bim Chalten Brunnen», T2.

Variante 2: Wer Krallerei nicht scheut und selten begangene Wege sucht, für den gibt es auch eine Direttissima zur Silber­hornhütte, das sogenannte Chatzewägli, T6. Ausführliche Beschreibungen bei hikr.org.

AUSGANGS- UND ENDPUNKT
Stechelberg, 919 m. Postauto vom Bahnhof Lauterbunnen.